Hilfe für Eltern
Informationen für Eltern und Angehörige
Hebammenhilfe bei Fehlgeburt/ Stiller Geburt
Dein Baby in Deinem Bauch ist schwer krank oder sein Herz schlägt nicht mehr.
Eine Nachricht, die Dir den Boden unter den Füssen wegzieht… Viele Fragen: warum, wie geht es weiter…? Du hast Anspruch auf Hebammenhilfe und Du hast Zeit.
Zeit, Deine Gedanken zu ordnen, Zeit abzuwägen, welcher Weg der für Dich passende ist, Zeit, Dich innerlich zu verabschieden, Deine Seele, Dein Körper brauchen Zeit. Nimm sie Dir.
Eine Hebamme kann Dich begleiten. Das ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.
Die Geburt muss nicht sofort eingeleitet werden, nicht sofort muss eine Ausschabung erfolgen. Du kannst auch zuwarten bis der Prozess von selbst beginnt.
Einige Hebammen begleiten Fehlgeburten/Stille Geburten auch außerhalb einer Klinik in Deinem vertrauten Umfeld oder einem Geburtshaus. In Deinem Tempo, auf Deine Weise. Dein Partner/ Partnerin oder eine andere vertraute Person darf selbstverständlich bei Dir sein. Du hast ausreichend Zeit, Dich von Deinem Kind zu verabschieden, es zu berühren, es vielleicht zu halten, zu salben, zu kleiden wenn Du möchtest. Vielleicht magst Du es in ein selbst gestaltetes Körbchen betten.
Es kann aber auch sein, dass sich das tote Kind in Dir fremd anfühlt, Du es so schnell wie möglich aus Deinem Bauch haben willst. Nur Du allein weißt was stimmig für Dich ist.
In jedem Fall solltest Du eine Hebamme an Deiner Seite haben. Hebammen wissen um die Abläufe und kennen viele natürliche Heil- und Hilfsmittel.
Auch in der Zeit danach – das kleine Wochenbett – hast Du Anspruch auf Hebammenhilfe. Die Hebamme kommt zu Dir nach Hause, achtet auf die Rückbildung Deiner Gebärmutter und die Wundheilung. Sie hilft Dir, sollte sich Muttermilch in Deinen Brüsten bilden, gemeinsam gelingt vielleicht, herauszufinden was sinnvoll für Dich ist.
Wann setzt die Regelblutung wieder ein? Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine erneute Schwangerschaft? Lässt sich verhindern dass sich so etwas wiederholt? Diese und andere Fragen können in Dir sein. Eine Hebamme kann Dir helfen Antworten zu finden.
Wir sind für Dich da. Trau Dich. Du musst den Weg nicht allein gehen.
Abschied nehmen (nach Birgit Zart, www.kinderwunschhilfe.de)
- Abschied nehmen als wesentlicher Teil der Trauerarbeit – neben der Bewusstwerdung des Verlustes und der späteren Verarbeitung
- Betroffene Eltern sollen sich darüber im Klaren sein, dass alles, was sie jetzt noch an Eindrücken ihres Kindes sammeln können, die Erinnerungen für das gesamte Leben sind; d.h., Eindrücke, die nicht gesammelt werden, können später nicht mehr ausgedrückt werden – was nicht ausgedrückt wird, können wir nicht verarbeiten
- Ansätze und Ideen aus dem Forum Schmetterlingseltern, zusammengestellt von betroffenen Eltern:
Als Gebärende nicht allein im Zimmer bleiben
Häufig kommen Kinder so früh zur Welt, dass sie einfach keine Chance haben, dies zu überleben. In solchen und ähnlichen Fällen fahrt bitte möglichst nicht allein ins Krankenhaus, nehmt euch Beistand mit.
Partner*in mit auf das Zimmer nehmen
Gebärende und Partner*innen sollten ein Einzelzimmer oder Familienzimmer erhalten, um dort ungestört zu sein
Ultraschall
Bittet um ein letztes Ultraschallbild eures Kindes
Dem Kind einen Namen geben
Gebt eurem Kind einen Namen, ganz egal, wie klein es vielleicht ist.
Zeit lassen
Lasst euch Zeit für euren Abschied. Nur ihr selbst könnt wissen, wie lange ihr dafür wirklich braucht. Lasst euch nicht beeinflussen. Wer nicht gleich Abschied nehmen konnte, kann das an späteren Tagen nachholen.
Abschied auch für Familienangehörige
Gebt auch Familienangehörigen und/oder Freunden und gegebenenfalls den Geschwisterkindern die Möglichkeit, sich zu verabschieden.
Eindrücke sammeln
Schaut euer Kind an. Fasst es an, streichelt es – wenn ihr möchtet.
Das Kind selbst versorgen
Du oder dein Partner, liebevolle Freund*innen oder Angehörige können das Kind baden, wickeln und anziehen. Für ganz kleine Kinder gibt es auf den Stationen winzige Windeln und Babykleidung für Frühchen, die bestellt werden kann. Ganz frühe Kinder lassen sich bspw. mit einem Spitzentaschentuch (ein)wickeln.
Foto´s machen
Auch wenn Sie in dieser Situation andere Sorgen haben, bedenken Sie, dass Sie Erinnerungen schaffen. Verschiedene Motive sind empfehlenswert, bspw. allein, auf dem Arm der Mutter/des Vaters oder auch ein Familienbild. Freund*innen oder ehrenamtliche Fotograf*innen können Sie dabei unterstützen (https://dein-sternenkind.eu).
Fuß- und Handabdruck
Lassen Sie sich Abdrücke der Hände und Füße machen. Das können Hebammen übernehmen, z.B. mit einem Stempelkissen.
Haarlocke
Manche Babys haben schon sehr früh viele Haare. Nehmen Sie sich eine Haarlocke als Erinnerung.
Namensbändchen
Lassen Sie sich von der Hebamme ein Namensbändchen für Ihr Kind anfertigen.
Namenskärtchen
Mit allen Angaben zu Gewicht, Größe, Geburts- und Todeszeitpunkt und dem Namen der Hebamme.
Urkunde
Viele Kliniken stellen eine interne Urkunde aus. Das Standesamt stellt für Kinder über 500 Gramm eine Geburtsurkunde aus. Für Kinder unter 500 Gramm können Eltern für ihr Kind eine Bescheinigung beim Standesamt im Geburtsort des Kindes ausstellen lassen.
Mit dem Kind allein sein
Verbringen Sie ausreichend Zeit mit Ihrem Kind, auch ohne dass weitere Personen mit anwesend sind. Jetzt ist die Zeit, ihm noch alles zu sagen, was sie ihm mit auf dem Weg geben möchten.
Gefühle leben
Jedes Gefühl, das in einer solchen Situation in uns hochkommt, ist normal und wichtig und richtig. Ob Schmerz, Ohnmacht, Wut und manchmal auch Humor. Lassen Sie es zu.
Fragen, Fragen, Fragen
Stellen Sie all die Fragen, die Sie bewegen. Stellen Sie sie JETZT. Halten Sie sich nicht zurück.
Taufe, Gebet
Wer möchte, kann sein Kind taufen lassen. Für bereits verstorbene Kinder gibt es ein der Taufe entsprechendes Ersatzritual, welches vollzogen werden kann.
Hilfe hinzuziehen
Holt euch alle Hilfe, die ihr benötigen. Eine/n Seelsorger*in, eine Hebamme, die dich später zu Hause betreut oder eine Trauerbegleitung.
Obduktion
Überlegt euch gemeinsam, ob ihr eine Obduktion wünscht oder nicht. Formuliert dies deutlich und möglichst vor Zeug*innen.
Bestatten
Unabhängig von Reife und Gewicht kann grundsätzlich jedes Kind bestattet werden. Unter 500 Gramm kann das Kind bspw. in Chemnitz über den Hospiz- und Palliativdienst Chemnitz e.V., gemeinsam mit anderen Kindern bestattet werden. Wiegt das Kind über 500 Gramm muss es individuell in einem eigenen Grab bestattet werden (in Sachsen).
Geburts- oder Todeskarten
Viele Eltern haben das Bedürfnis, den Tod ihres Kindes anzuzeigen. Das kann mittels Karten oder einer Zeitungsanzeige geschehen.
Erinnerungsstücke aufheben oder schaffen
Hebt all eure Erinnerungsstücke gut auf. Vielleicht schafft ihr auch welche: z.B. ein Seidentuch in der Mitte durchschneiden, davon die Hälfte im Sarg beilegen und die andere Hälfte zum Kuscheln selbst behalten. Man kann auch zwei gleiche Kuscheltiere besorgen und eines behalten oder einen zweiten Bestattungsstrampler für zu Hause besorgen.
Musik
Viele Menschen verbinden mit Musikstücken Erinnerungen an ihr Kind. Manchmal wurde in der Schwangerschaft ein bestimmtes Lied oft gehört. Solche Lieder solltest du sammeln und ggf. auch an Angehörige verschenken.
Bilder, Gedichte
Hebe Bilder und Gedichte auf, die dich an dein Kind erinnern. Male oder schreibe möglichst selbst und sammele alles in einem schönen Büchlein.
Jahrestage
Trage die Termine, die im Zusammenhang mit Ihrem Kind stehen, in Kalender ein: Jahrestage, Geburtstage, erwarteter Geburtstermin usw..
Kerze für Dein Baby
Viele Eltern haben eine Kerze für ihr Kind, die sie extra im Gedenken angeschafft oder selbst gebastelt haben.
Ort zum Trauern
Nicht alle Sternenkindeltern haben einen Platz auf dem Friedhof, an dem sie ungestört trauern können. Ihr könnt euch einen solchen Platz schaffen, bspw. zu Hause, im Garten oder in der Natur.
Ein Bäumchen pflanzen
Pflanzt vielleicht ein Bäumchen für euer Baby, wo immer ihr einen guten Platz dafür findet. Es gibt viele sagenumwobene Bäume in Märchen und Sagen (Aschenputtels Haselstrauch, Apfelbäumchen aus Frau Holle, Dornröschens Rosen, der Birnbaum des Herrn Ribbek usw.).
Plazenta
Ein alter Brauch ist es, die Plazenta der Mutter Erde zurückzugeben und dann ein Bäumchen darauf zu pflanzen. Diesen Bäumen wurde dann ein besonders enger Bezug zum Kind nachgesagt.
Dies sind alles nur Vorschläge und Anregungen. Jedes Elternpaar sollte für sich selbst entscheiden, womit es sich am wohlsten fühlt. Möglich ist es auch, einige Rituale nachzuholen, wenn man zum damaligen Zeitpunkt vielleicht keine Gelegenheit dazu hatte.
Alles ist richtig, wenn es dir dabei nur besser geht.
Manchmal kommen ungewollte Ratschläge, oder sogar Unverständnis oder Kritik aus dem Umfeld. Ignoriere dies und bedenke, dass ihr als Eltern sich genau so von Ihrem Kind verabschieden müssen, wie es euren Wünschen und Sehnsüchten entspricht.
Je offener, aktiver und selbstbestimmter ihr Abschied nehmt, desto besser startet ihr die notwendige Trauerarbeit. Trauer ist eine sehr harte Arbeit. Niemand kann sie euch abnehmen. Es gibt auch keine Abkürzungen. Die 100 000 Tränen müssen wohl geweint werden.
Heute oder morgen.
Für die Trauerarbeit gibt es zahlreiche Hilfe. Informiert euch über Hebammen, Pfarrer*innen, Selbsthilfegruppen von Betroffenen. Besucht die Homepages und Foren anderer betroffener Eltern.
(aufgeschrieben von Birgit Zart, www.kinderwunschhilfe.de)
Schnelle Hilfe